Nach dem Tod meines Großvaters 1932 mußte mein Vater als jüngster Sohn das Anwesen übernehmen.So wollte es die Tradition. Das Wohnhaus, in dem meine Großeltern mit ihren 13 Kindern lebten, diente nicht nur zum Wohnen, im Haus befanden sich die Gaststube, ein Vereinszimmer, und ein kleiner Laden, in dem Wurst und Fleisch verkauft wurden. Dazu kamen zwei kleine Kühlräume zur Aufbewahrung der geschlachteten Schweine, eine Wurstkammer, in der die Maschinen standen zur Herstellung von Würsten und ein angebautes Schlachthaus.
| Saal |
Über den Stallungen befand sich der Saal, der lange Jahre der einzige Saal im dem Dorf war. Alle Feste des Jahres, wie Kirchweih, Fastnacht, Weihnachten wurden mit Tanz auf dem Saal bei uns gefeiert. Einmal im Jahr kam eine Tiroler Schauspieltruppe nach Heubisch, um Volksstücke aufzuführen. Der Saal gehörte zum festen Bestandteil des Dorfgeschehens. Heubisch ist ein reines Bauerndorf mit ca. 800 Einwohnern, einer Schule und keiner Kirche.
| Landkarte |
Als jüngster Sohn einer 13 köpfigen Geschwisterschar mußte also mein Vater die Erbfolge antreten und seine Geschwister auszahlen, so waren die Gesetze. Er war keinesfalls erfreut über das Erbe. Jahrelang war er in dem nahegelegenen Coburg in einem Fleischerladen der Firma Großmann angestellt. In Coburg ließ er auch eine "Liebschaft" zurück. Schweren Herzens trennte er sich von ihr, um eine Frau mit einer großen Mitgift zu heiraten, da er seine zwölf Geschwister auszuzahlen hatte. Er heiratete meine Mutter, es war wohl nicht eine reine Liebesheirat, wie sich später herausstellen sollte. Nach Gefühl und Neigung wurde in dieser Zeit nicht gefragt.
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