Anstelle von Tanzpaaren und fröhlichen Menschen waren jetzt französische Kriegsgefangene im Saal untergebracht. Junge Männer, die am Tage bei den Bauern auf dem Felde mit arbeiteten, schliefen nachts bei uns. Wand an Wand mit mir. Sonntags gingen sie nicht zu ihren Bauern, sie blieben bei uns auf dem Hof. Sie wuschen und rasierten sich ausgiebig an der alten Pumpe, sangen mir unverständliche Lieder vor und lachten oft und spielten mit dem kleinen Mädchen. Das Herumreichen von einem Gefangenen zum anderen hat mir besonders Spaß gemacht. Sie brachten mir französische Kinderlieder bei,auch französische Sätze, die ich aber nicht verstand. Endlich kümmerte sich jemand um mich. Vater war im Krieg eingezogen, Mutter kochte Sonntags für die 25 jungen Männer, denn die hatten frei und wussten eigentlich nicht was sie mit ihrem Sonntag anfangen sollten. In diesem kleinen Bauerndorf war aber auch gar nichts los! In der nahe gelegenen Mueß, einem Sumpf- und Waldgebiet mit Teichen, fingen sie Frösche und brachten sie mit auf dem Hof an die Pumpe. Zu unserem großen Entsetzen rissen sie die Frösche an den Beinen auseinander und brieten die einzelnen Froschschenkel auf einem zu diesem Zwecke angemachten Feuerchen neben der alten Pumpe. Fasziniert schauten wir Kinder zu.Sie boten uns die gebratenen Froschschenkel an. Nein, essen wollten wir die Frösche nicht, aber aufregend war es schon mit den Franzosen und lustig obendrein Leider blieben sie nur einen Sommer in unserem Dorf. Voller Tränen und Küsschen war der Abschied von uns Kindern. Wir riefen ihnen die Sätze nach, die sie uns in französisch beigebracht hatten und waren traurig. Der Krieg war noch nicht so real in unsere kleine Welt eingedrungen. Dass Vater im Krieg war, galt als normal.
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