Eine Abwechslung der immer wiederkehrenden Pflichten neben Schule und Hausaufgaben war die Kartoffelkäfersuchaktion. Jeder landwirtschaftliche Betrieb musste dafür eine Person für diese Aktion zur Verfügung stellen. Sonnabends ab 13 Uhr traf man sich mit Nachbarn, um die Felder nach Kartoffelkäferlarven oder nach Kartoffelkäfern abzusuchen. Immer eine Gruppe von etwa zehn Personen teilte sich ein Kartoffelfeld auf. Wir gingen durch die Furchen und schauten konzentriert nach rechts und links und gerade aus auf die Kartoffelstauden. Entdeckte man kleine rote Larven mit schwarzen Punkten auf den Kartoffelstauden, so wurden diese sorgsam abgelesen und in ein verschraubbares Glas getan. Es waren die Kartoffelkäferlarven. Später suchten wir Kartoffelkäfer, diese waren zehn- bis zwölf Millimeter lang, gelb mit zehn schwarzen Streifen. Wir waren, wie man so sagt, "bei der Sache", hatten wir doch etwas für die zukünftige Kartoffelernte getan. Offiziell wurde argumentiert, der Klassenfeind in der Westzone wolle der jungen DDR schaden und habe desshalb mutwillig diese Schädlinge ausgesetzt. Wir sahen nur, dass die Käfer die Kartoffelpflanzen kahl fraßen und somit keine Kartoffeln geerntet werden konnten. Auf jeden Fall war ein schlechte Ernte die Folge dieser Kartoffelkäferinvasion.
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