Mein Anfang in der Oberschule in Sonneberg war voller Schwierigkeiten. Es stellte sich heraus, dass unsere Dorfschule nicht mit den anderen Schulen im Kreis und überhaupt nicht mit einer Stadtschule konkurieren konnte. In Heubisch haben wir weder Russisch- noch Englischunterricht erhalten. Ich hatte noch nichts von Chemie und Physik gehört. Meine Mitschüler aus Sonneberg und aus anderen kleinen Städten hatten mir gegenüber in diesen Fächern viel voraus, hauptsächlich in Russisch. Sie hatten von der 5. Klasse an dieses Fach und ich kannte nicht einmal die Buchstaben des russsischen Alphabets. Meine ganze Energie setzt ich daran, den Anschluß an den Russischunterricht zu erreichen. Es ist mir trotz großen Fleißes nur bedingt gelungen, auf den Zeugnissen eine vier zu erreichen. Dazu kam, dass ich zu Hause kein Russisch lernen konnte, wenn mein Vater anwesend war. Er hasste die russische Sprache und wollte auf Keinen Fall, dass ich diese erlernte. Zu seiner Entschuldigung sei gesagt,dass er in russischer Kriegsgefangenschaft war und sicher deshalb alles, was mit Russland oder den Russen zusammenhing, von vornherein ablehnte. Die Versetzung in eine höhere Schulklasse setzte aber voraus, dass man eine halbwegs gute Note in diesem Fach erreichte. In seiner Bedeutung wurde Russisch mit Deutsch und Mathematik gleichgesetzt. Meine Vokabeln lernte ich ohne Ausnahme abends im Bett. In den naturwissenschaftlichen Fächern hatte ich weniger Mühe, den Lernstoff nachzuholen. Aber mit Russisch war es ganz schlimm. Auf die Fächer Geschichte, Literatur, Mathematik und Biologie freute ich mich und lernte voller Interesse.
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