Der Heubischer Viktor
Tagebuch des Landwirts, Metzgers und Schankwirts Viktor Walther aus Heubisch 
Einleitung

Die Jahre
Das Ende
Die Fortsetzung

Bilder
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  Tafel am Haus
  Torfstechen
  Urkunde
  Umgebungsplan

Die Familie Walther in Heubisch


Das Tagebuch des Landwirts und Metzgers Viktor Walther, das der vorliegenden Auswahl zugrunde liegt, umfaßt die Jahre 1916 bis 1932.
Wöchentlich, meistens am Wochenende, registrierte er den Wetterablauf, die Tätigkeiten und Ergebnisse in seinem landwirtschaftlichen Betrieb und den Geschäftsgang in der von ihm geführten Schankwirtschaft.

Wir finden die Beschreibung außergewöhnlicher Naturereignisse, so des fast jährlich auftretenden Hochwassers des durch Heubisch fließenden Flüßchens Steinach oder der den Ort heimsuchenden Brandkatastrophen, ebenso, wie die Notate seiner Gedanken über den Verlauf des I. Weltkriegs und zur aktuellen Tagespolitik.

Dem Interessenten für das ländliche Alltagsleben jener Zeit ist das Tagebuch mit seinen Beschreibungen des Vereinslebens bis hin zur Darstellung der Preise für Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs eine Fundgrube.

Heubisch liegt im Landkreis Sonneberg und gehört neben Unterlind und Mupperg zu den Bauerndörfer der Neustädter Ebene, einer fruchtbaren Lehmterrasse, die in der geologisch-geographischen Literatur gern als "Schmalzgrube des Meininger Oberlandes" bezeichnet wird.

Die Familien Walther sind in Heubisch bereits 500 Jahre ansässig.
Im "Tageblatt für Neustadt" vom 6. Mai 1931 teilt Adolf Joch, damals Lehrer in Mupperg und anerkannter Heimatforscher, mit, daß er das älteste Vorkommen des Namens für 1492 im "Casten Ambts Coburg Erbbuch" feststellen konnte.
Er nennt eine Eua Waltherin und einen Kily Walther und macht uns damit bekannt, daß sich in späteren Jahrhunderten die Walthers so stark vermehrten, daß sie zu ihrem Familiennamen einen Beinamen setzen mußten.

Den Namen Walther sucht man heutzutage in Heubisch vergeblich, die Beinamen Herles, Klas, Hänsel, Siemer oder Hansies sind jedoch bis in die Gegenwart lebendig geblieben und werden als Hausnamen von Generation zu Generation weitergegeben.

Der Schreiber unseres Tagebuchs, Viktor Walther, war Glied dieser langen Generationsfolge, die sich von Egidius Karch oder Karg herleitet, der Exaudi (6. Sonntag nach Ostern) 1597 Barbara Friedrich aus Oberlind heiratete. Das von ihnen bewirtschaftete Bauerngut war Schaumbergisches Lehen.
Die dort vorbeiführende Straße nach Oerlsdorf hieß die Kargengasse.

Am 7. November 1665 heiratete die Enkelin Barbara des Egidius Karg den Bauern Klaus Walther aus Heubisch.
Es kam dabei zu einem Besitzwechsel. Er ist der Grund, daß von da an das Bauerngut den Hausnamen Walther-Kläs und die Kargengasse heute noch den Namen Kläsengasse trägt.

1931, als der genannte Beitrag von A. Joch veröffentlicht wurde, war die Kläsenfamilie die einzige noch im Mannesstamm in Heubisch ansässige Walther-Familie, nämlich der Gastwirt Viktor Walther und sein am 9. Juni 1930 verstorbener Bruder Peter-Louis Walther (Baß Louis).

Auf dem Grund und Boden der Familie Walther-Kläs befanden sich zwei Anwesen.
Das Haus Dorfstraße 36 diente den Eltern des Viktor Walther später als Altenteil und wurde nach dem Tode des Bruders Peter-Louis Walther von dessen Sohn Oswald bewohnt und bewirtschaftet. Der erbte damit auch den Hausnamen Walther-Kläs. Das danebenlegende Haus Dorfstraße 37 mit der damit verbundenen Land- und Bierwirtschaft und Schlächterei wurde am 12. Juli 1888 mit 6,8796 Hektar Land dem Viktor Walther von seiner Mutter Dorothea Karoline Walther, geborene Walther-Hänsel, unter Zustimmung ihres Ehemannes, des Land- und Bierwirtes Heinrich Anton Walther gegen die Summe von 17.000 Mark verkauft.

Schiefertafel im Gastraum

Die Bewohner des Wohnhauses Dorfstraße 37 führten von nun an den Hausnamen Walther-Viktor.

Die Erlaubnis zum Betrieb der Schankwirtschaft in seinem Wohnhaus Nr. 37 wurde dem Viktor Walther am 29. August 1888 vom Herzoglichen Landrat erteilt.
Lichtmeß (2. Februar) des nächsten Jahres trat die Erlaubnis in Kraft.

Seine Hochzeit feierte er am 14. Oktober 1888 mit Helma Wicklein aus Heubisch. Sie stammte aus einem Haus, das ursprünglich der Familie Walther-Herles gehörte. der Weg neben dem Haus heißt heute noch die Herlesgasse.
Das Haus bekam den Namen Puffenhaus, als eine Frau Puff aus Fürth einheiratete.

Mit seiner Frau Helma hatte Viktor Walther 13 Kinder, ein vierzehntes wurde am 11. November 1900 tot geboren.
Da die Kinder im Tagebuch mehrfach eine Rolle spielen, sollen sie des besseren Verständnisses wegen hier genannt werden:


  • Emmi Olga Martha, geb. 4. Juni 1888, verheiratet mit Albin Rauschert, Schlosser in Heubisch;
  • Anton Christian, geb. 6. Dezember 1889, verheiratet mit Martha Gräf aus Freudenstadt, Schwarzwald (der Amerikaner);
  • Alfred Oskar, geb. 7. Januar 1891, verheiratet mit Berta Schulz aus Rossach;
  • Lina Agnes, geb. 9. Dezember 1892, verheiratet mit Markus Motschmann (Siemer), Schneidermeister in Heubisch;
  • Ida, geb. 5. Juli 1894, verheiratet mit Hans Weidensteiner, Schneidermeister aus Mißbrunn/Oberpfalz;
  • Adolf Erich, geb. 24. September 1895, verstorben im Kriegslazarett in Belgrad/Serbien am 10. Oktober 1918;
  • Martha Paula, geb. 10. Juni 1897, verheiratet mit Emil Fischer aus Ketschenbach;
  • Anna Klara, geb. 4. Oktober 1899, verheiratet mit Max Steiner aus Heubisch;
  • Agnes, geb. 23. August 1901, verheiratet mit Adolf Hausdörfer aus Sonneberg;
  • Emil Erich, geb. 1. Oktober 1902, verheiratet mit Olga Wünscher aus Reisdorf bei Apolda;
  • Antonie (genannt Toni), geb. 10. August 1904, verheiratet mit Emmerich Wicklein (Hänsel) aus Heubisch;
  • Edmund, geb. 6. Dezember 1907, verheiratet mit Irma Coburger aus Neuhaus-Schierschnitz;
  • Ilse Linda Ida, geb. 6. August 1909, verheiratet mit Markus Wiebel, Wagner aus Heubisch.

Das Tagebuch des Viktor Walther umfaßt in der maschinenschriftlichen Fassung 229 Seiten. Mit der Bearbeitung wurde versucht, daraus eine informative Auswahl zu treffen.
Mehrfach wiederkehrende Aussagen und solche, bei denen kein allgemeines Interesse zu erwarten sein dürfte, wurden ausgesondert.

Der Gesamteindruck des Originals sollte dabei möglichst erhalten bleiben. Dem will die Bearbeitung auch dadurch Rechnung tragen, daß die Orthographie und die zahlreichen Abkürzungen des Tagebuchs weitgehend übernommen wurden.