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 Am Donnerstag ein Schwein geschlachtet von August Stegner. Es wog Lebendgewicht 228 Pfd. und hat nach den vorgeschriebenen Tarifsätzen 120 Mark pro Ztr. gekostet, also 273 Mark. Abends wurde das Fleisch verkauft und 
 war in der kurzen Zeit von 1½ Stunden weg. Viele bekamen nichts mehr.
 
 Die ersten Tage dieser Woche bekamen wir Nachricht von Adolf, daß er bei Fleury (Verdun) verwundet wurde. Er kam in ein Lazarett am Rhein, Hettenleidelheim in der Pfalz. 
 Die Ernährungsfrage spielt in dieser schweren Zeit wohl die wichtigste Rolle. 
 Die Kommunen haben mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Kartoffelration ist auf ¾ Pfd. pro Kopf und Tag, für die Selbstversorger auf 1 Pfd. festgesetzt, Fleisch und Fett wenig oder nichts. Hoffentlich bringen die guten 
 Ernteaussichten bald eine Wandlung. 
 Die Kriegslage erreicht an Heftigkeit ihren Höhepunkt, an allen Fronten wird stark gekämpft, die Riesenschlacht bei Verdun. Die Engländer greifen bei Lille auf 1200 km Breite an. Im Osten und an der galizischen Front nimmt der 
 Kampf immer ungeahntere Ausdehnungen an. Die russischen Berichte lauten, daß sie bis jetzt über 205.000 Oestreicher und Deutsche gefangen haben, eben aus den letzten Kämpfen. Was wird das werden? Das voraussichtliche Resultat 
 dert ersten zwei Jahre wird entschieden. Europas wirtschaftliche Schwächung, mindestens Rückgang für ein Jahrzehnt und Aufstieg der übrigen Weltteile. Doch, wem nicht zu raten ist, dem ist nicht zu 
 helfen. Mundus est dominus.
 
  
 Da wir am Freitag das letzte Heu nach Hause haben, nehme ich heute Umlage ein. Die Witterung ist immer mehr trübe und regnerisch als schön. Die Kriegslage ist ungefähr beim alten. Bei Verdun keine Fortschritte und an der Somme setzte die gewaltige Offensive der Engländer ein und eroberten in einer Woche 17 Dörfer. Das gibt zu denken.
 
 Die Frage des Sieges, wer hat nun gesiegt, zum Schluß: Kein Staat der Welt will nun zugeben, daß er besiegt ist, solange er nicht muß. Richtiger: Kein Staat der Welt ist besiegt, solange er nicht zugibt, daß er es ist. Die Besetzung fremden Gebietes ist kein Ziel, sondern ein Mittel des Krieges. Ziel des Krieges ist, den Willen des Gegners zu brechen. Der Wille des Gegners ist aber erst dann gebrochen, wenn er kein Mittel mehr sieht, um den Forderungen der Gegner Widerstand zu leisten. Der 
 Gegner muß aller Hilfsmittel beraubt sein und begreifen, daß er es ist. Solange er sich nur noch an eine Illusion klammert, gibt er sich nicht für besiegt. So ist es denkbar, daß ein Staat selbst dann noch nicht Frieden schließt, wenn sein Heer zertrümmert, sein ganzes Gebiet vom Feind besetzt, aber noch die Hoffnung auf Rettung durch wichtige Verbündete übrig geblieben ist. Wir erleben jetzt praktisch diesen Fall in Belgien und Serbien.
 
  
 Auf den Kriegsschauplätzen keine wesentliche Veränderung.
 
 Die Woche über schönes Erntewetter. Morgen wollen wir den Saatroggen draußen im Sand schneiden und nachmittags die Gerste draußen.
 Die Kriegslage ist noch dieselbe. Die Frühjahrskartoffelversorgung weist auch wieder große Lücken auf und funktioniert im ganzen Reich recht schlecht.  
 Durch den hohen Preis von 10 Mark pro Zentner wirft alles Kartoffeln auf den Markt, eine Unmasse geht dabei verloren und verfault. Ferdinand Truckenbrodt hat am Freitag überm Kartenspiel einen Zentner Gerste an Graßreiner in Steinach für 
 32 M zu Hühnerfutter verkauft. Brettschneider, Neustadt, verkauft den Zentner zu 35 Mark.
 
  
 Heute die Sandgerste vom Buschstäudigacker eingefahren. Die Italiener haben die Stadt Görz besetzt.
 Der Wucher im Reiche treibt immer größere Blüten, über die sich die Braunschweiger "Allgemeine Anzeige" in folgender Weise Luft macht:
 		
  
 Ein Tischgebet!
  Herr, du hast wiederum in Gnaden
  Die Früchte lassen gut geraten.
  daß nach deinem Wohlermessen
  Ein jeder Mensch könnt satt sich essen.
  Doch ach, dem Vaterland zur Schande
  Hat eine arge Diebesbande
  Als ärgster Feind in Kriegesnot
 Verteuert unser täglich Brot.
 Und alles andere, was zum Leben
 Du reichlich hast für uns 
 gegeben.
 Die Vampirbrut in Habgier, List,
 Weiß nicht, was Menschenliebe ist.
 die saugt uns ohne all Erbarmen
  Den letzten Tropfen Blut der Armen.
  Und damit lang noch nicht zufrieden
 Tun diese gierigen Parasiten
  Im Stillen obendrein begehren,
  Der Völkerkrieg möge 
 lange währen.
  Herr Gott, der Wucher ist enorm,
  Schaff wieder einen Mäuseturm,
 Stell mitten ihn ins Weltenmeer,
  Schließ ein das Parasitenheer,
  Und mach mit ihm, was einst geschah
  Mit Sodom und Gomorha. 
 Heute etwas regnerisch und trübe, bei schöner Witterung hätten wir Hafer eingefahren. Gestern ein Schwein von uns geschlachtet. Es wog lebendig 240 Pfd., war noch nicht recht fett. Schweine sind jetzt sehr rar.
 
 Militärische Lage unverändert.Heftige Kämpfe an allen Fronten.  
 Adolf ist wieder im Felde, wahrscheinlich wieder bei Verdun. Albin ist 14 Tage auf Urlaub.
   
 Die Witterung war die Woche über meistens trübe und regnerisch, so daß wir nur ein Fuder Hafer, am Rohgraben, nach Hause brachten. Seeleinswiese oben und unten machten wir Grummet.
 
 Die militärische Lage ist im großen und ganzen unverändert. Nur die Bulgaren sind zu Offensive nach Saloniki zu geschritten. Adolf ist wieder an der Front im Argonner Wald. 
 Das Coburger Tageblatt bringt in seiner heutigen Nummer einen Artikel, betitetelt: 
 "Prinz Albert von S. Coburg-Gotha und sein Denkmal", zum 
 26. August. Er schreibt zum Schluß: 
 "Das Land, dessen jugendliche Königin 
 einst einen Fürstensproß unseres Landes zum Gemahl wählte, ist in 
 offene Feindschaft zu Deutschland getreten und führt ohne Grund Krieg 
 gegen uns. Aber der Haß Englands gegen Deutschland mag noch so groß sein, er ist 
 nicht im Stande, die Jahre aus der englischen Geschichte zu streichen, in denen ein 
 kluger deutscher Fürstensohn als Gemahl der Königin von England 
 dieser mit Rat und Tat beigestanden hat und von nicht zu unterschätzendem 
 Einfluß in der Geschichte Englands gewesen ist." 
  
 Heute hat Rumänien Oestreich-Ungarn den Krieg erklärt, desgleichen auch Italien an Deutschland: die Sache wird immer verwickelter.
 
 Ein Schwein geschlachtet, drüben von Louis. Es wog 238 Pfd., à 1220 M.
 
 Kriegslage unverändert. Heftige Kämpfe an allen Fronten. Es wird zwar von deutsch-bulgarischen Erfolgen in der Dobrudscha gesprochen, aber andererseits dringen die Rumänen und Russen in Siebenbürgen ein.
 
 Einen Hammel geschlachtet, zugewiesen vom Kreistierarzt Hesselbach. Er wog 91 Pfd. und kostete 106,15 M und ausgeschlachtet 38 Pfd. Er war sehr fett, aber verdient wurde nichts daran.
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